Evelyn und Michael Steiner machten im Sommer 2015 die etwas andere Mountainbikereise: Sie flogen mit ihren Bikes nach Südamerika, genauer nach Peru, wo sie neben dem Besuch der kulturellen und geschichtlichen Highlights auch zwei Trekkingtouren unternahmen. Wie es sich für gestandene Gebirgsradler gehört, ist das “zu Fuß gehen” nicht das Ihre, deshalb versuchten sie, zwei anspruchsvolle Trekkingtouren mit ihren Mountainbikes zu bewältigen. Am ersten Bild: Das erste Zeltlager (4400m) in der Cordillera Vilcanota, im Hintergrund der Nevado Ausangate (6372m)
Für so eine Unternehmung braucht man etwas Geduld: Bereits das erste Ziel, die alte Inca Hauptstadt Cusco liegt auf 3500 m, die Trekkingtouren erreichen Höhen von 5200m. Deshalb war vorerst Akklimatisation angesagt. Eine Woche lang erkundeten Evelyn und Michael die Kultur in und um Cusco.
Auch wenn Macchu Picchu (2400 m) zu den berühmtesten Kulturdenkmälern weltweit gehört und man unzählige Bilder im Vorfeld gesehen hat: Dieses von Menschenhand geschaffene Meisterwerk lässt niemanden kalt, man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus, wenn man es mit eigenen Augen sieht.
Blick hinunter vom Macchu Picchu Mountain (3000 m) auf diese beeindruckende Anlage. Dahinter der Huayna Picchu, der ebenfalls von den Inca erschlossen wurde, unglaublicherweise befinden sich auch auf dem felsigen Gipfel Terrassen zum Anbau von landwirtschaftlichen Gütern.
Nach gut einer Woche starten die beiden Gebirgsradler ihre erste Tour in Tinqui, einem kleinen Örtchen ca. 120 km südöstlich von Cusco auf 3800 m gelegen. Sie wollten in der Cordillera Vilcanota den Nevado Ausangate umrunden . Dort trafen sie auch ihre Guides, unterwegs mit Pferden, die Essen, Zelte, Gepäck etc. für die nächsten 5 Tage trugen. Einer kann spanisch, der andere nur Quechua, die Sprache der Ureinwohner Perus, den Incas. Zum Glück hat Evelyn ein bisschen Spanisch vor der Tour gelernt, ansonsten wäre es schwierig. Sie waren die ersten Radler, die sie begleiten durften, auch unser Reiseorganisator, Andean Expeditions Dirninger bestätigte uns, dass er zuvor noch nichts von Mountainbikern gehört hat, die diese Strapaz auf sich nahmen. Das erzeugte natürlich ein mulmiges Gefühl.
Unsere Guides, Köche und Pferdetreiber. Wobei natürlich das Tempo Bike und Pferd nicht ganz kompatibel ist: Bergauf legen die Tiere ein fulminantes Tempo vor, sie sind ja schließlich bestens akklimatisiert, bergab haben sie aber keine Chance ;-) Am Abend wurde auf der Karte die Tour und der Lagerplatz besprochen, oft haben sich Guides und Radler den ganzen Tag nicht getroffen. GPS samt Track waren auch mit und gaben Sicherheit.
Das mulmige Gefühl verflog schnell: Die Trails in der Vilcanota sind das beste, was man unter die Stollenreifen nehmen kann. Allesamt fahrbar, zumindest bergab, einfach nur fantastisch, das Ambiente ist unschlagbar. Wunderschöne Berge, weiße Gletscher, blaues Eis, grüne und blaue Lagunen, Wahnsinn!!! Bergauf sieht das Bild ein bisschen anders aus: Man muss der Höhe Tribut zollen. Die Aufstiegszeiten verdoppeln sich zwischen 4000-5000m gegenüber zu Hause, überhaupt steigt man sehr schnell vom Rad und schiebt.
Flow über 5000 m. Abfahrt vom 5150 m hohen Pass Palomani.
Passo Jampa 5050 m; Die Ausläufer der Gletscher liegen unterhalb :-)
Zeltlager am Fuße des Nevado Ausangate, darüber die Milchstraße
Nach dieser anstrengenden Tour kehrten die beiden nach Cusco zurück und genossen noch einige Tage diese herrliche Stadt, bevor es per Inlandsflug zurück ging nach Lima und ein superkomfortabler Bus (7 Stunden Fahrzeit) sie nach Huaraz brachte (3000 m).
Die Stadt liegt am Fuße der berühmtesten Berge Perus und Südamerikas, der Cordillera Blanca mit dem Huascaran (6800m) und dem Alpamayo (5947m), dem angeblich schönsten Berg der Erde. In der Umgebung der Stadt gibt es unzählige Möglichkeiten zum Akklimatisieren, leider gibts auch viele freilaufende Hunde, die so manchem Biker Probleme bereiten ;-)
Die Tour von Evelyn und Michael liegt aber einige Stunden entfernt: Sie umrundeten die Cordillera Huayhuash in 8 Tagen. Nach einer abenteurlichen 6 stündigen Busanfahrt über einen 4700 m hohen Schotterpass startete der erste Tourentag vom Lager Matacancha. (4200 m).
Es sollte sich herausstellen, dass in der Huayhuash die Wege wesentlich anstregender sein sollten, auch die Abfahrten fordern teilweise sehr.
Der zweite Lagerplatz im Mondschein: Links hinten der Nevado Yerupaja (6617 m), einer der schwierigsten Berge Südamerikas. Auch Messner und Habeler sind einst an diesem Berg gescheitert.
Für dieses Bild mussten Evelyn und Michael ziemlich schuften: Obwohl es eine Esel- und Bikefreundliche Umfahrung gegeben hätte, schleppten sie ihre Bikes vorbei an 3 verschiedenfarbenen Lagunen über den Siula Punta (4800m) .
Wunderschönes Abendlicht am Portachuelo de Huayhuash (4780 m), dieser lange Tag sollte erst mit dem letzten Abendlicht enden. 10 Stunden im Sattel zwischen 4400 und 5000 m bringen jeden ans Limit, der nicht auf dieser Höhe lebt.
Ein Glück, dass es an der Laguna Viconga warme Quellen gibt :-) Draußen Minusgrade, drinnen ca. 40 °C. Evelyn mit Guide und Haubenkoch Silio.
Die Bikes üben große Anziehungskraft auf die jungen Peruaner aus, auch wenn sie noch zu klein sind, auf den Sattel zu kommen ;-)
3 Tage lang begegnen Evelyn und Michael keiner Menschenseele, hier der wunderschöne Lagerplatz Cutatambo.
Im Hintergrund die Nordseite des Nevado Yerupaja. Zur Laguna Sarapachoca wandert man am besten ohne Radl.
Am Weg zum letzten Lager an der Laguna Jahuacocha. Man kann die Euphorie kaum bremsen, schöner kann Mountainbiken nicht sein!
Auch am letzten Tag in der Huayhuash strahlt die Sonne vom Himmel, so wie jeden Tag. Ein einziges mal ließen die Wolken kurz ein paar Regentropfen aus. Während eines ganzen Monats in Peru in der Trockenzeit.
Fazit zum Mountainbiken in der Cordillera Huayhuash: Man darf keine perfekten Trails erwarten, man muss sein Gefährt viele male schleppen, ab und zu auch bergab. Die Wege sind zum Teil ziemlich schlecht in Schuss, loser Schotter, Felsen etc. machen Fahren unmöglich. Auch 8 Tage für die gesamte Huayhuash Runde sind ziemlich knapp bemessen, sind doch für Wanderer mind. 10 Tage vorgesehen. Optimale Akklimatisation ist obligatorisch. Es ist eine richtige Schinderei! Trotzdem ist diese Tour ein einmaliges Erlebnis, das man sein Leben lang nicht vergessen wird.